4. März 2021

Kürzlich habe ich einen Kommentar gelesen, der mich nachdenklich gemacht hat:

„Headhunter, Immobilienmakler => Sack => Knüppel – unter 100 findest du einen guten“

Keine Frage, da hatte scheinbar jemand schlechte Erfahrungen sowohl mit Headhuntern als auch Immobilienmaklern gemacht. Ansonsten fallen mir nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Berufsgruppen ein. Allerdings beschäftige ich mich auch weniger mit der Vermarktung von Immobilien als mit der Frage, was einen guten Headhunter oder Personalberater ausmacht.

Einer unter 100 ist gut

Diese These scheint mir dann doch etwas gewagt, aber spielt am Ende auch keine Rolle. De fakto gibt es gute und weniger gute Personalberater. Konzentrieren möchte ich mich auf die guten. Was zeichnet sie aus? Ein guter Berater hat sich nicht nur eingehend mit den Anforderungen der vermittelnden Position auseinandergesetzt – er kennt auch den Kunden mit seiner übergeordneten Mission (Sinn) und seinen Werten. Diese gleicht er ab mit den Werten potentieller Kandidaten. Denn Stellen werden nicht von Maschinen mit bestimmten Funktionen besetzt, sondern von Menschen mit Fähigkeiten, Erfahrungen und Wertvorstellungen. Die Fähigkeiten und Erfahrungen sind dabei schnell ergründbar – das kann mitunter sogar bereits durch gute KI übernommen werden. Für den Abgleich von Werten und der Einschätzung des „social fit“ sieht es hingegen anders aus. Hierfür benötigt man – neben gut definierten Unternehmenswerten und etwas Erfahrung – vor allem gute Menschenkenntnis und Empathie.

Aber warum sind Werte im Bewerbungsprozess wichtig?

Kandidaten orientieren sich daher schon im Bewerbungsprozess an Unternehmenswerten und der Mission/ dem übergeordneten Sinn ihres potentiellen Arbeitgebers.

Eine Studie der Job- und Recruiting-Plattform Glassdoor bestätigt dies. Befragt wurden mehr als 5.000 Angestellte und Jobsuchende in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Beschäftigten oder Jobsuchenden in Deutschland und Frankreich gaben an, sich nicht bei einem Unternehmen zu bewerben, dessen Werte nicht mit den eigenen übereinstimmen. Bei den US-Amerikanern sind es 70 Prozent, bei den Briten nur 69 Prozent.

Ich finde, das Ergebnis ist nicht überraschend, schließlich führen unterschiedliche Wertesysteme zwischen Unternehmen und Mitarbeitern zu Unzufriedenheit – auf beiden Seiten. Unzufriedenheit wiederum senkt die Leistung und führt oftmals zur Trennung.

Werden nun bereits im Bewerbungsprozess die Werte des Kandidaten mit denen des Unternehmens abgeglichen, kann dies viel Frust und Geld sparen.

Die Definition des Leitbilds ist Voraussetzung

Der Kunde muss jedoch ebenfalls seine Hausaufgaben machen: die Definition und Kommunikation der Unternehmensphilosophie, der übergeordneten Mission also, und der Werte ist Grundvoraussetzung. Fehlt dieses Leitbild oder die Auseinandersetzung mit dem eigenen Wertesystem, dann wird auch der Berater Schwierigkeiten haben, den „social fit“ eines Kandidaten einschätzen zu können.